Hawaii – Für Markus Becker und Eric Borger hat sich von Samstag auf Sonntagnacht Deutscher Zeit ein Lebenstraum erfüllt. Sie haben den legendären IRONMAN auf Hawaii gefinisht.
Ab 6:40 Ortszeit stiegen etwa 2400 Athleten, nach Altersklassen sortiert, in den 27,1 Grad warmen Ozean. Bei diesen Wassertemperaturen gilt im Triathlon Neoprenverbot, was bei der WM auf Hawaii jedoch immer so ist. Nach 54:44 Minuten erreichte Becker mit der 123.-schnellsten Schwimmzeit von später 2287 Finishern die erste Wechselzone. In seiner AK35-39 war er damit unter den schnellsten 10 Prozent. Etwas mehr Zeit ließ sich Eric Borger, der nach 1:28:45 Stunden wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Bei für hawaiianische Bedingungen ungewöhnlich bewölktem Himmel ging es nun auf die 180 Kilometer lange Radstrecke Richtung Hawi und zurück.
Auf dem Rad fuhr Becker sehr kontrolliert in dem Leistungsbereich, den er sich vorgenommen hatte, und mit dem Ziel vor Augen: Finishen bei Tageslicht. Kontrolle ist das Stichwort auf Hawaii: einmal überhitzt hat man keine Chance mehr. Bei einem Sport der sowieso eine Gradwanderung ist, nicht einfach. Noch weniger, wenn man diesen Sport in einer Umgebung betreibt, die der ehemalige Olympiasieger und dreimalige Hawaiisieger Jan Frodeno einmal so beschrieb: „Das Rennen auf Hawaii ist wie, als wenn man in der Sauna sitzt, rausgehen will und dann feststellt, dass die Tür verschlossen ist“.
Im Gegensatz zu Becker legte Borger kräftig los und war schneller unterwegs als vergleichbare Athleten. Dies fiel insbesondere den an dem Live-Tracker hängenden Vereinskameraden auf, die auch gerne mal die Zwischenzeiten mit anderen, ihnen bekannten Altersklassenathleten verglichen. Allerdings ist Borger als Ultra-Ausdauerathlet in der Lage, sein Mindset so anzupassen, dass er definitiv finisht. Woran andere zerbrechen und aufgeben, blüht Borger erst richtig auf. So war es dann auch ganz selbstverständlich, dass ab Kilometer 90 das Tempo reduziert wurde, ohne dass man sich am Tracker Sorgen machen musste.
Becker beendete das Radfahren in 4:57:12 unter fünf Stunden. Zwischenzeitlich waren auf den TV-Kameras kleine Regentropfen und ein feuchter Fahrbahnbelag zu sehen. Das zeigte, dass beim Radfahren die Sonne noch ein Einsehen mit den Athleten hatte, was sich beim Laufen änderte. Schon bei den Profis zeigte sich ein blauer Himmel, unter dem es keinen Schatten auf der Laufstrecke gab. Im berüchtigten „Energy Lab“, eines 10 Kilometer langen Streckenabschnitts durch die Lavawüste Hawaiis, auf der Zuschauer verboten sind, sind schon einige Rennen entschieden worden. So auch am Sonntag, als Patrick Lange den in Führung liegenden Sam Laidlow überholte und anschließend seinem dritten WM-Titel entgegenlief. So wie Laidlow ging es auch Becker. Nach einem konstanten Laufbeginn zollte der Körper den Strapazen Tribut und die Zeiten wurden langsamer. Dies ist jedoch nur eine Randnotiz, da wer hier durchkommt, zu den Größten dieses Sports gehört. Becker und Borger sind nun ein Teil dieser edlen Gesellschaft. Für Becker kam der große Moment nach 10 Stunden, 16 Minuten und 8 Sekunden, für Borger nach 12 Stunden 58 Minuten und 20 Sekunden. Die Worte „You are an IRONMAN“ vor dieser gigantischen Kulisse müssen sich wie ein Ritterschlag angefühlt haben.